Das Thema Silvester und Weihnachten in Russland interessiert viele Leute, weil diese Zeiten in Russland wirklich ganz anderes sind, als die Leute in Westeuropa und Amerika sie kennen. Schon allein die Tatsache, dass in Russland zuerst das Neue Jahr und dann Weihnachten gefeiert wird, ist merkwürdig. Auch die mit diesen Zeiten verbundenen Bräuche sind anders. Während man in Deutschland den ganzen Dezember über die Weihnachtsmärkte und den Advent genießt, ist fast der ganze Dezember ein ganz normaler Monat in Russland.
Und wenn die Deutschen anfangen zu überlegen, wo sie ihren Weihnachtsbaum entsorgen können, fängt für die Russen alles erst an!
Und zwar in den letzten Dezembertagen, wenn viele versuchen den passenden Tannenbaum zu finden, den Tannenbaumschmuck zu kaufen und sich mit den Freunden und Familien verabreden um zu entscheiden, wo sie Silvester feiern werden.
Nicht Weihnachten, sondern der 31. Dezember ist der wichtigste weltliche Festtag Russlands, "Wie das Neujahr beginnt, so ist das ganze Jahr!" meinen die Russen und glauben fest dran. Deswegen versuchen sie dieses Fest so gut wie nur möglich zu feiern.
Wegen des julianischen Kalenders bringt Väterchen Frost den Kindern in Russland erst am 31. Dezember die Geschenke. Begleitet wird er von dem Mädchen "Schneeflocke" und dem Jungen "Neujahr".
Das Fernsehprogramm ist viel reichhaltiger als z.B. in Deutschland. Die Straßen werden bunt erleuchtet und Tannenbäume werden geschmückt. Den Abend verbringt man zu Hause und wenn die Kreml-Uhr am Roten Platz in Moskau 12-mal geschlagen hat, stößt man in Russland - zeitversetzt - gleich 11-mal an, da es so viele Zeitzonen gibt!
Für viele ist Weihnachten immer noch die Fortsetzung von Silvester, die orthodoxen Christen feiern die am 6. Januar. Mittelpunkt des Festes ist die "Große Liturgie", ein besonders schöner Gottesdienst, wo wundervoll gesungen und gebetet wird und der sich über mehrere Stunden hinzieht.
Die orthodoxe Weihnachts- und Neujahrszeit ist mit fleischloser Kost eher eine Fastenzeit. In Russland werden "russische" Weihnachtsmarkte geöffnet. Die Leute singen, tanzen, amüsieren sich. Also verwandelt sich die Weihnachtsfeier in so ein Verwandtschafts- und Freundschaftstreffen.
Für den, für den die Zeit vom Neuen Jahr bis zu Weihnachten nicht genug war, bietet der Russischen Kalender noch eine Möglichkeit das "Neues Jahr" zu feiern, nämlich am 13 Januar.
Es wird in Russland "altes Neues Jahr" genannt. Und zwar ist es kein offizieller Feiertag mehr und manche haben schon den Tannenbaum entfernt, aber er wird trotzdem gefeiert. Einfach so, aus der Tradition heraus. Die Russen feiern grundsätzlich gern und warum nicht, wenn der Kalender noch eine Gelegenheit zum Feiern bietet.
Für viele Leute ist es der Tag, an dem sie den Tannenbaum endlich abmachen. Das neue Jahr beginnt endgültig.
Aber nicht immer wurden Weihnachten in Russland nach Silvester gefeiert.
Im Altrußland fand der Jahreswechsel am 1. September statt. Erst 1700 befahl Peter der Grosse, das Neujahr wie in Westeuropa am 1. Januar zu feiern. Erst dann kamen der Weihnachtsmann und der Christbaum nach Russland. Während der katholische Westen ab 1582 den genaueren Gregorianischen Kalender übernahm und die meisten protestantischen Staaten den Julianischen Kalender nur bis ins 18. Jahrhundert beibehielten, blieb Russland mit seiner Orthodoxen Kirche bis 1918 beim Julianischen Kalender.
Heute sind zwar die Kalender identisch, doch das orthodoxe (russische) Weihnachtsfest wird weiterhin nach julianischer Zeitrechnung erst am 7. Januar gefeiert (was laut dem Julianischen Kalender der 25. Dezember sein sollte). Da dieser Übergang zu dem gregorianischen Kalender im Vergleich zu anderen Ländern (z. B, in Deutschland passierte er im Jahre 1700) in Russland ziemlich spät stattfand, ist es immer noch in der Bevölkerung geblieben.
Seit 1991 ist Weihnachten wieder offizieller Feiertag und das Neujahrsfest ist bis heute das größte Ereignis geblieben.
Das österreichische Weihnachtslied “Stille Nacht, heilige Nacht” wird im Jahr 2018 200 Jahre alt: Am 8.Oktober fand in St. Petersburg zu diesem Anlass eine Theateraufführung statt, die von der österreichischen Tourismusvertretung in der Russische Föderation und den Tourismusbüros Salzburg, Tirol und Oberösterreich organisiert wurde.
Die Aufführung begann unter freiem Himmel mit einem kleinen Konzert des Blasorchesters der Tiroler Bürgermeister, das 1995 vom Leiter des Tiroler Bezirks Schwaz Dr. Karl Mark gegründet wurde. Das Konzert wurde in der St. Anne-Kirche fortgesetzt, wo die Sängerin Christina Schober aus Salzburg zur Begleitung von Gitarre, Zimbel und hölzernem Xylophon einige alte Tiroler Lieder, darunter auch “Stille Nacht, heilige Nacht” darbot.
Die Geschichte des Liedes begann vor 200 Jahren, als der Priester aus Salzburg Joseph Mohr, der das Gedicht geschrieben hatte, und der Lehrer Franz Xaver Gruber aus Oberösterreich, der die Musik dazu komponiert hatte, das Lied zum ersten Mal in der Kirche St. Nikola in Oberndorf spielten. Einige Jahre später begann das Lied durch Familiengesangsgruppen aus dem Zillertal um die Welt zu reisen. Die erste Bekanntschaft Russlands mit dem Lied fand im Dezember 1822 statt, als der österreichische Kaiser Franz I. und der russische Zar Alexander I. im Schloss von Graf Dönhoff in Tirol zu Besuch waren. Der Besitzer bat die Familie Rainer, die Gäste mit Volksliedern zu unterhalten. Alexander I. war vom Talent der Interpreten begeistert und lud sie nach St. Petersburg ein. Obwohl diese Reise nicht zustande kam, gastierte die Familie Rainer dank dem Empfehlungsbrief bis 1838 aktiv in Europa. Dennoch kam die zweite Generation der Musikerdynastie Rainers nach Russland. Heutzutage wird dieses Lied in 300 Sprachen und Dialekten gesungen. Es wurde in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen und ist ein internationales Kulturgut.
Es lohnt sich, diesen Teil Russlands, der größer als jedes andere Land der Erde ist, einmal zu besuchen.
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