Das im Michael-Palais in St. Petersburg untergebrachte Russische Museum ist mit seinen 315 000 Exponaten die weltweit bedeutendste Sammlung russischer Kunst. Das Museum besitzt Meisterwerke aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Grafik, Kunsthandwerk und Volkskunst.
Die Sammlung, die ursprünglich von Zar Alexander III. im Anitschkow-Palais angelegt wurde, wurde von seinem Nachfolger Nikolaus II. erweitert. 1895 erwarb Nikolaus II. das Michael-Palais (den Michajlovskij-Palast) und ergänzte die Sammlung mit Werken aus der Eremitage, der Akademie der Künste, dem Alexander-Palast in Zarskoje Selo. 1898 wurde das Russische Museum, das erste nationale Museum für die „vaterländische bildende Kunst“ eröffnet. Nach der Oktoberrevolution wuchs die Sammlung weiter durch die Enteignung des russischen Adels.
Seit den 1990er-Jahren sind drei weitere Paläste: das Stroganow-Palais, das Michajlovskij- (Ingenieurs-) Schloss und der Marmor-Palast Zweigstellen des Russischen Museums. Hier werden verschiedene bedeutende Sammlungen untergebracht und regelmäßig finden Ausstellungen statt.
Das Haupthaus des Museums, das Gebäude-Ensemble des Michael-Palais, beherrscht mit seiner strengen Festlichkeit den Platz der Künste. Das Palais wurde von dem Architekten Carlo Rossi nach Art eines Landschlosses 1819-1825 für den Großfürsten Michail Pawlowitsch, den jüngeren Bruder Alexanders I. errichtet. Um die Sammlung russischer Kunst aufzunehmen, wurde 1914 noch ein Westflügel zum Gribojedow-Kanal angebaut, der nach seinem Baumeister „Benois-Flügel“ genannt wird. Von der Pracht der ursprünglichen Innenausstattung geben allein das Große Vestibül mit der Paradetreppe sowie der mit Plafondmalerei und reichem Stuckwerk ausgestattete Weiße Säulensaal (Saal 11) eine Vorstellung. Sie präsentieren sich noch so, wie Rossi sie schuf. Alle anderen Räumlichkeiten wurden zu Museumszwecken umgestaltet.
Die Exponate des Russischen Museums werden nach der Chronologie ihrer Erstehung und thematisch angeordnet. Die Sammlung des Museums umfasst Meisterwerke der Ikonographie des 11. Jahrhunderts bis hin zum Sozialistischen Realismus und zur inoffiziellen und zu Sowjetzeiten nicht veröffentlichten Kunst aus dem 20. Jahrhundert.
Schmuckstück der Abteilung altrussischer Kunst ist die Ikone „Der Engel mit dem goldenen Haar“, die älteste der Sammlung, die noch deutlich byzantinische Züge trägt.
Die aus zahlreichen Ikonenschulen hervorgegangene Portraitmalerei des 18. Jahrhunderts, dessen herausragendster Vertreter Iwan Nikitin war, orientierte sich an höfischen Vorbildern des westeuropäischen Typus.
Die bildende Kunst des 19. Jahrhunderts hingegen pflegte besonders in der romantischen Periode mit der Entdeckung der Landschaft, der Natur und des Lebens der einfachen Leute auf dem Lande weiterhin die eigenständige Entwicklung russischer Meister. Diese Epoche ist u.a. mit Genregemälden, Interieurs, Zeichnungen und Aquarellen von Grigorij Soroka, Aleksej Wenezianow und Karl Brüllow vertreten.
Seit 1850 wandten sich einige Meister neben der allbeherrschenden akademischen Kunst sozialkritischen Themen zu. Der bekannteste eigenständige Künstlerverband war die 1870 gegründete Genossenschaft der Wandermaler. Die „Wanderer“ wandten sich gegen den Akademismus in der Kunst und setzten auf nationale Ideale. Dazu zählen Künstler wie Ilja Repin und Ilarion Prjanisnikow. Ihre Themen galten dem Schicksal des Menschen und seiner Arbeitswelt.
Auf den Kritischen Realismus folgten um 1900 die Richtungen des Neoklassizismus, Symbolismus und Jugendstil mit spezifisch russischer Prägung, die von Künstlern wie Michail Wrubel und Michail Nesterow repräsentiert werden.
Besonders radikale Konzepte der Bildsprache und Plastik entwickelten die Künstler der russischen Avantgarde, von denen das Russische Museum die weltweit größte Sammlung besitzt. Werke von Michail Larionow, Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Vladimir Tatlin, dokumentieren diese Epoche.
Seit der Oktoberrevolution von 1917 galten andere Normen für die Kunst, deren gesellschaftlichen Auftrag die Sowjetkunst vertrat. "Die im Lauf zum Stehen gebrachte Avantgarde" (Evgenij Koftun) musste an der Ästhetik des Sozialistischen Realismus scheitern.
Zu den bekanntesten Werken zählen "Der Apostel Petrus" und "Der Apostel Paulus" (beide 1408) von Andrej Rubljow, "Der letzte Tag von Pompeji" (1833) von Karl Brüllow, "Christus erscheint vor dem Volke" (1836-1855) von Alexandr Iwanow, "Die Wolgatreidler" (1870-1873) von Ilja Repin, "Spaziergang" (1917) von Marc Chagall, "Suprematismus" (1915-1916) von Kasimir Malewitsch und "Komposition Nr. 223" (1919) von Wassily Kandinsky.
Im Ostflügel des Michael-Palais hat das Ethnographische Museum seinen Sitz, das die Kultur der Völker auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion vorstellt.
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Es lohnt sich, diesen Teil Russlands, der größer als jedes andere Land der Erde ist, einmal zu besuchen.
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